Kreativität als Kraftquelle

„Meine vergangene Woche war sehr stressig!“ Diesen oder so einen ähnlichen Satz höre ich öfter in meinem beruflichen und privaten Kontext, in Therapie, Coaching, zu Beginn in Workshops oder in Unterhaltungen mit Freund*innen. Tage, Wochen, ganze Monate können als stressig erlebt werden und eine wirkliche Entspannung bleibt aus. Wir sind stets und ständig „online“, in Terminen, haben Verpflichtungen und die ganze pandemische Situation trägt möglicherweise noch zu einer Verstärkung bei.

Was tun bei Überforderung?

Ich sehe immer wieder, wie gut bereits kleine Verhaltensänderungen Schritt für Schritt aus diesem Hamsterrad heraushelfen können. Sich Zeit für sich nehmen und bewusst und intensiv kreativ sein, kann dir eine wahre Kraftquelle erschließen. Wie wäre es, um Unruhe und Anspannung aufzulösen, das Handy zur Seite zu legen und in den offline-Modus zu gehen? Vielleicht ploppt dadurch zunächst noch mehr Anspannung auf, ohne Handy und ohne Verbindung nach außen zu sein?

Doch genau darum geht es, Zeit mit sich selbst zu verbringen und sich als den wichtigsten Menschen im Hier und Jetzt zu sehen. Zum Beispiel ein ganzes Wochenende kreativ zu sein, zu malen, zu gestalten und in den Genuss zu kommen, durch Malen und kreatives Gestalten neue Kraft zu tanken und Ruhe zu finden. Vor allen Dingen gehört dazu, dass du auf deine Bedürfnisse und deine Körpersignale achtest und immer im Blick hast, was jetzt gerade gut für dich ist. Dieser Fokus erscheint mir sehr wichtig und wird oftmals übersehen, weil wir uns von unserem „Autopiloten“ leiten lassen. Ins eigene Spüren zu kommen, kreativ sein und eigene Bedürfnisse immer besser lesen zu können, sind elementare Bausteine für Entspannung und Ruhe.

Was kann „kreativ sein“ dir bringen?

In eine kreative Auszeit zu gehen, kann wie bereits oben beschrieben dazu führen, dass du anfänglich noch mehr mit dir haderst, weiter Unruhe verspürst, diese sogar anhält, ja, sich sogar verstärkt.

Wie du dann den Turn-Around schaffst, in einen regelrechten Schaffensrausch geraten kannst und in deinen Flow kommst, möchte ich Dir in diesem Beitrag aufzeigen.

Ziel dieses Blogbeitrags ist es, Dich für Mechanismen zu sensibilisieren, die dir nicht gut bekommen und dir den ein oder anderen Tipp zu geben, um kreativ sein als Kraftquelle zu nutzen.

Dazu stelle ich dir Beispiele aus der Praxis vor und vielleicht kennst du den ein oder anderen Aspekt auch von dir.

Einstieg in das kreative Gestalten

Eine Teilnehmerin eines Kreativtages beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Collagen“. Sie mag es sehr, aus Zeitschriften interessante Schnipsel und Elemente auszuschneiden und sie zu etwas Neuem zu arrangieren. Genau der richtige Einstieg in den nächsten Kreativtag, dachte sie. Normalerweise lässt sie sich beim Durchblättern der Zeitschriften treiben. Wenn sie etwas entdeckt, das ihre Neugierde weckt, schneidet sie es aus, ohne Plan, sehr spontan und intuitiv. Alles landet bunt gemischt in einer Kiste. Es gibt mittlerweile einige Kisten mit Zeitungsausschnitten bei ihr. Diese Herangehensweise ist spannend und bietet dem Zufall und der Intuition viel Raum.

An diesem Kreativtag wollte die Teilnehmerin ihr Vorgehen „optimieren“.  Das war ihr Plan, um ihre künstlerische Erfahrung zu erweitern. Sie strukturierte und ordnete nun die einzelnen Elemente einer Farbfamilie zu. Es gab auf ihrem Tisch jeweils eine Mappe für rote, blaue, weiße, grüne, pinke und schwarze Ausschnitte. Fatalerweise erwischte sie eine Zeitschrift mit vielen Rottönen. Sie schnitt und schnitt ein rotes Element nach dem anderen aus, nun akribisch, bewusst und sehr zielgerichtet.

Wie hörst du auf deine innere Stimme?

Schon nach kurzer Zeit hatte ich den Eindruck, dass die Teilnehmerin alles andere als freudvoll wirkte, sehr konzentriert beim Ausschneiden war und ihre ganze Körperhaltung sehr angespannt erschien.

Ich stellte ihr die Frage „Ist dieses Vorgehen gut für dich?“ Sehr schnell antwortete sie, „Ja, klar. Ist ok.“ „Geht es dir wirklich gut?“, fragte ich wieder. Sie zögerte und stellte eine Gegenfrage. Unser so beginnender Dialog machte sehr schnell deutlich, dass das viele Rot sie in Unruhe stürzte, sie Kopfschmerzen und Rückenschmerzen verspürte.

In einer anderen Situation saß eine Teilnehmerin im Durchzug und sehr unbequem auf ihrem Stuhl. Auch ihr war nicht klar, dass wenige Veränderungen zu einem größeren Wohlbefinden beitragen können. Ihr Stuhl wurde an eine andere Stelle gerückt und ein Kissen sorgte für eine bessere Sitzposition.

Wie oft überhören wir unsere innere Stimme, machen einfach weiter, weil Dinge getan werden „müssen“ oder weil wir denken, wir sollten etwas Begonnenes zu Ende führen.

Es ist wichtig, die innere Stimme zu trainieren, ihr zuzuhören, sie wertzuschätzen und sie nicht beiseiteschieben.

Stelle dir die Frage „Tut mir das jetzt hier und heute gut?“ Wenn du dir diese Frage mit JA beantwortest, stelle dir die gleiche Frage noch einmal.

„Tut mir das jetzt hier und heute gut?“ Spüre in dich hinein. Was sagt dein Körper? Bist du angespannt, hast du Kopf- und/oder Rückenschmerzen?

Erlaube dir, eine Veränderung vorzunehmen, so klein sie auch sein mag.

In den Flow kommen

Die kleine Veränderung im Kreativtag bestand darin, die Mappe mit den roten Elementen zu schließen und sich der Farbe Blau zuzuwenden. Das Rot verstärkte die Anspannung und Unruhe. Das Blau brachte für die Teilnehmerin sehr schnell Entspannung. Endlich genoss sie das Ausschneiden und das anschließende Arrangieren der einzelnen Teile zu einem neuen Ganzen. Der Farbwechsel war für sie der wichtige „Turn-Around“. Eine kleine banale Änderung der Vorgehensweise. Sie brachte die Lust und die Offenheit, weiter zu experimentieren.

Eingespielte Tätigkeiten machen etwas mit uns. Dinge, die auf uns einstürmen, bewegen uns. Farben beeinflussen unsere Stimmung. Kopfmäßig ist vieles klar. Es bewusst zu spüren, wie „zu viel rot“ einem schlecht bekommt und zu spüren, wie sich die Stimmung durch die Farbe Blau erhellt, war eine tiefe Erfahrung für die Teilnehmerin.

Sich seiner Selbst bewusst sein und werden

Sie hat sich fest vorgenommen, in Zukunft bewusster und achtsamer auf ihr Handeln und ihre Körpersignale zu achten. Es ist doch wunderbar, seiner Intuition Raum zu geben, nichts optimieren zu wollen und zu schätzen, was Spaß macht.

Ich wünsche dir viel Spaß und Freude beim Entdecken deiner Kreativität. Achte gut auf deine innere Stimme.

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www.kunsterfuellt.de