Perlen der japanischen Kultur und Lebenskunst können dich inspirieren

Ich war noch nie in Japan! Mich fasziniert die japanische Kultur, die japanische Lebenskunst. IKIGAI, WABI-SABI und KINTSUGI sind japanische bereits vor Jahrhunderten entstandene Konzepte, mit denen ich mich seit Jahren beschäftige und die meine persönliche Einstellung und Haltung und mein Arbeitsleben seitdem beeinflussen und prägen. In diesem Blogbeitrag möchte ich dir ein kleines Stück dieser wunderbaren Perlen näherbringen und dir zeigen, wie du durch die japanische Lebenskunst des IKIGAI den Blick mehr auf das Wesentliche lenkst, mit dem ästhetischen Konzept des WABI-SABI die Schönheit des Unperfekten entdeckst und du mit Hilfe des KINTSUGI-Kunsthandwerks Krisen achtsam vergolden kannst. Am Ende des Blogartikels findest du dazu vertiefende Literatur und Hinweise zu Kreativtagen und Workshops.

IKIGAI im Großen und Kleinen den Sinn für das Wesentliche entdecken

Die Lebenskunst des IKIGAI als Kraftquelle

Für mich steht IKIGAI für eine bestimmte Kunst, das Leben zu leben und anzunehmen. Auch hier geht es um Achtsamkeit, darum im Hier und Jetzt zu sein, immer ein Stückchen mehr, und nicht in der Vergangenheit zu verharren oder sich Sorgen zu machen, was die Zukunft bringt. Die Vergangenheit ist vergangen. Wir können aus ihr lernen und sie nicht ändern. Die Zukunft wird kommen, unweigerlich. Es ist ein langer Prozess, mehr im Hier und Jetzt zu leben und sich weniger mit der Vergangenheit und Zukunft zu beschäftigen. Doch es lohnt sich und es bringt mehr Leichtigkeit in dein Leben.
Es geht darum, Loslassen zu können, Ballast, Sorgen und alte Gewohnheiten zu betrachten und zu schauen, ob sie immer noch mitgeschleppt werden sollen oder sie irgendwo abgelegt werden können, um frei für anderes zu sein.
Dabei ist es wichtig, klein anzufangen und nicht direkt große Veränderungsschritte anzustreben. Kleine Schritte der Veränderung sind leichter zu gehen, können gut umgesetzt werden und sind wirksamer.

In Harmonie mit sich selbst und der Mitwelt sein

Möglichst in Harmonie mit sich selbst und mit seiner „Mit“welt zu leben, das vermittelte mir IKIGAI. Wie schön wäre es, wenn wir gemeinsam als Menschheit harmonischer miteinander leben, unsere Umwelt respektieren und unseren Planeten nicht weiter ausbeuten würden. Das sind große Wünsche, eine schöne Vision und vielleicht nur eine Utopie. Da IKIGAI den Sinn darüber hinaus in den kleinen Dingen sieht, versuche ich meinen Teil dazu beizutragen und Schritt für Schritt etwas bewusster und nachhaltiger zu leben.

Die Freude in den kleinen Dingen entdecken

Zuletzt geht es darum, kleine Dinge zu entdecken und sich daran zu erfreuen. Es braucht nicht immer die neuen Schuhe, ein schickes Auto oder eine schöne Reise, um sich des Lebens zu freuen. Eine am Straßenrand entdeckte Blume, ein besonderer Stein oder die Wolkenformation am Himmel können dir Glücksgefühle schenken. Weite deine Sinne und lass dich darauf ein! Was für eine entspannende und ressourcenaktivierende Vorstellung… Du brauchst nicht den nächsten Urlaub herbeizusehnen, um dich zu erholen. Ein bewusster Blick in den Himmel im Hier und Jetzt kann deinen Stress, deine Belastungen reduzieren und dir neue Kraft schenken.
Das ästhetische Konzept des WABI-SABI und das Kunsthandwerk des KINTSUGI ergänzen und füllen IKIGAI für mich konkret mit Leben.
Mit dem Buch „IKIGAI Die japanische Lebenskunst“ von Ken Mogi, erschienen im DUMONT Verlag, kannst du tiefer in die Welt des IKIGAI eintauchen.

WABI-SABI oder die Schönheit des Unperfekten erkennen

Als ich vor einigen Monaten einen Instagram Post zu WABI-SABI veröffentlichte, erreichte mich sehr schnell eine sehr kritische Rückmeldung. Eine Userin fand es sehr vermessen von mir, dass ich mir dieses ästhetische japanische Konzept aneignen würde. Meinen alten mit Patina und Moos überzogenen Buddha-Kopf als meinen persönlichen WABI-SABI Moment zu bezeichnen, fand sie überzogen und sehr unpassend. Ist das so? Diese Frage stellte ich mir sofort. Ich bin eben nicht so vermessen anzunehmen, dass ich zum Beispiel das Konzept des WABI-SABI in Gänze und in aller Tiefe jemals verstehen werde. Mir ist wichtig, andere Kulturen zu respektieren und mit Wertschätzung zu begegnen. Gleichzeitig erlaube ich mir neugierig zu sein und mich mit anderen Kulturen zu beschäftigen, um von ihnen zu lernen und meinen Horizont zu erweitern.

Die Welt mit anderen Augen sehen

Von WABI-SABI lernte ich, dass nicht alles neu und perfekt sein muss. Zu früheren Zeiten wäre ich meinem Buddhakopf der aus Ton ist mit Moosvernichter und einer Wurzelbürste zu Leibe gerückt und hätte den Kopf anschließend mit Olivenöl eingerieben. Was für eine Erleichterung, diese Zeit zu sparen und die Patina und das Moos, ja die ganze Welt, mit anderen Augen zu sehen. Sie zeigen mir, wie lange dieser Kopf schon in unserem Garten steht und dass es Veränderung im Leben gibt. Wind und Wetter hinterlassen Spuren. Es geht um ein Erleben mit allen Sinnen und die Natur als Teil des Lebens zu verinnerlichen. Was berührt mich? Wo spüre ich eine Verbindung zu etwas?
Für mich ist sehr klar, dass mich mein moosbedeckter Buddhakopf mehr berührt als ein neuer oder sauber geschrubbter.

WABI-SABI eine Begriffsklärung

WABI steht für die Schönheit im Schlichten, für Fülle, für Gelassenheit, für Demut und Dankbarkeit für das Schöne in unserem Leben.
SABI umfasst eine zeitliche Dimension, weist uns auf Vergänglichkeit hin und steht für den Kreislauf des Lebens.
Nimmt man beide Begriffe zusammen geht es um ein ästhetisches Ergriffensein. WABI-SABI kann uns einen Raum für Reflektion, Neugierde und auch Neuorientierung öffnen. Und genau das finde ich so spannend. WABI-SABI kann unser Leben bereichern. Es braucht keinen neuen Buddhakopf. Weniger ist mehr. Die Natur kann uns inspirieren. Manche Dinge lassen sich nicht ändern, also sollten wir schauen wo es einen kleinen Lichtblick und einen Grund zur Freude gibt bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen, die das Leben bereithält.

WABI-SABI als Inspiration beim Malen

Seit ich WABI-SABI entdeckte, hat es immer einen besonderen Raum in allen Kreativtagen und Workshops. In regelmäßigen Abständen finden Kreativtage exklusiv zu WABI-SABI statt. Mit einem zufällig auf der Leinwand entstandenen Fleck zum Beispiel wird nicht mehr gehadert. Es ist nun ein Impuls, um das Bild weiterzuentwickeln. Wenn ein Bild nicht als gelungen betrachtet wird, gehen wir mit einem kleinen Passepartout auf die Suche nach schönen Bildelementen, um die kleinen Dinge wertzuschätzen. Oft entdeckten wir dadurch kleine Schätze. Durch WABI-SABI gibt es einen guten Zugang in die eigene Kreativität, denn das Denken tritt in den Hintergrund. Du kommst mit dir in Kontakt, spürst und zu fühlst, was WABI-SABI für dich persönlich bedeuten kann.

Folgendes Buch empfehle ich dir zur Vertiefung:
WABI SABI Die japanische Lebensweisheit für ein perfekt unperfektes Leben, Beth Kempton, Lübbe

Auf meiner Homepage findest du unter der Rubrik „Workshops“ Kreativtage zu WABI-SABI.

Herzlichst

Michaele